"Nu gugge ma da!"
Beobachtungen als Bildungsimpulse
beobachten - dokumentieren - planen
- 25. September 2020 -
ONLINE FACHTAG
Das 9. Leipziger Frühjahrssymposium fand am 25.09.2020 nicht im Frühjahr und nicht in den Räumlichkeiten der Universität Leipzig, sondern in ganz Sachsen (Deutschland und Österreich) auf vielen Monitoren statt.
Mit 85 Teilnehmer/-innen war das erste Online-Symposium sehr gut besucht und die meisten Workshops schon im Vorfeld ausgebucht. In der digitalen Welt konnten die pädagogischen Fachkräfte, Kita-Leitungen, Fachberater/-innen, Sprachförderkräfte, frühpädagogische Wissenschaftler/-innen und Mitarbeiter/-innen aus Ministerien und auch Logopäd/-innen und Sprachtherapeut/-innen einen Hauptvortrag hören sowie zwei von sechs Workshops wählen.
"Nu gugge ma da!"
Beobachtungen als Bildungsimpulse
beobachten - dokumentieren - planen
Die Interessen und Kompetenzen der Kinder sind Fundament und Richtschnur für das pädagogische Handeln. Durch gezielte, systematische und wertschätzende Beobachtung gelingt es pädagogischen Fachkräften in Kita und Schule, die Kinder an ihrem Entwicklungsstand abzuholen, ihnen Impulse für den nächsten Entwicklungsschritt zu geben und sie zu unterstützen. Somit gehören das Beobachten und Dokumentieren kindlicher Entwicklung zu den wichtigen Aufgaben pädagogischer Fachpersonen.
Der Fachtag bietete die Möglichkeit, wichtige Fragen zur Beobachtung zu stellen und Lösungswege zu entwickeln. Was kann u. a. in Hinblick auf die sprachliche Entwicklung wie beobachtet werden? Welche Möglichkeiten und Hilfsmittel gibt es, Entwicklung gewinnbringend und effizient zu dokumentieren? Was leite ich aus meinen Beobachtungen ab? Welche Bildungsimpulse können gegeben werden? Wie kann ich Kinder in ihrer Entwicklung begleiten und unterstützen? Was ergibt sich aus meinen Beobachtungen für das Team?
Sarah Girlich, Robert Jurleta und Prof. Christian W. Glück, als Vertreter des LakoS und der Universität Leipzig, eröffneten den Fachtag in der digitalen Welt.
Wir freuen uns, dass Herr Staatsminister Christian Piwarz (Sächsisches Staatsministerium für Kultus) die Schirmherrschaft des Fachtages übernommen und den Fachtag mit einer Videogrußbotschaft eingeleitet hat. Er betonte die Wichtigkeit der frühkindlichen Bildung im Freistaat Sachsen und dankte dem Landeskompetenzzentrum zur Sprachförderung (LakoS) und Prof. Glück für ihre Arbeit und die Durchführung des Fachtages.
Prof. Dr. Catherine Walter-Laager (Universität Graz): Beobachten und Dokumentieren als "Allheilmittel" der Elementarpädagogik
Beobachtung und Interpretation kindlichen Verhaltens und Könnens sind seit jeher bedeutsame Elemente beruflichen Handelns im Elementarbereich und avancierten in den letzten Jahren zu einer der Kernaufgaben der Fachpersonen.
Im Vortrag wurden Aspekte der Beobachtungsdokumentation einführend dargestellt, unterschiedliche Instrumentengruppen besprochen und anschließend einige Forschungsergebnisse präsentiert. Es wurde erörtert, welche Form der Beobachtungsdokumentation, über welche Kinder, zu welchem Zeitpunkt für das professionelle Handeln hilfreich sein kann.
Anschließend wurde in einem Kurz-Interview an die dargestellten Inhalte angeknüpft und Fragen aus dem Publikum besprochen.
Parallel zum Fachtag: Graphic Recording von Illustrator und Graphic Designer Clemens Rothbauer
Workshop 1
Marion Lepold (Beratung, Coaching, Training Marion Lepold): Vom Ordner zum Tablet. Veränderungen der Portfolioarbeit im Prozess der Digitalisierung
Die Beobachtung und Dokumentation von wichtigen Entwicklungsschritten der Kinder gehört zum Alltag jeder Erzieherin, jedes Erziehers und jeder Tagespflegeperson. In den meisten Einrichtungen schreiben die Fachkräfte klassischerweise das Portfolio auf Papier auf und teilen ihre Dokumentationen dann mit den Eltern. Aber welches Potential haben eigentlich digitale Beobachtung- und Dokumentationsverfahren? Und wie funktionieren sie? Können Kinder dabei partizipieren – und wenn ja, wie? Nach einem kurzen theoretischen Input die Welt der digitalen Beobachtungs- und Dokumentationsverfahren und deren Nutzungsmöglichkeiten wurden in Kleingruppen die Chancen und Risiken der digitale Portfolioarbeit diskutiert sowie Umsetzungsmöglichkeiten besprochen.
Workshop 2
Carolin Machens (nifbe & Bewegte Sprache): BaSiK - wie Sprachbildung und Beobachtung ineinander greifen
Im Workshop wurde das Beobachtungsverfahren BaSiK vorgestellt. BaSiK bietet die Möglichkeit, die Sprachentwicklung ganzheitlich über die gesamte Kindergartenzeit bis zum Schuleintritt ressourcenorientiert im Alltag zu beobachten. Im Workshop wurde erörtert, welche Bereiche des Spracherwerbs beobachtet und ausgewertet werden können und wie das Verfahren gewinnbringend einzusetzen ist. Außerdem wurde die Verbindung zu einer alltagsintegrierten, bewegungsorientierten Sprachbildung aufgezeigt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zeigten sich interessiert an der Mehrsprachigkeit, die im Bogen Beachtung gefunden hat, und konnten ihre Fragen bspw. zur 50-Wort-Grenze oder dem Einsatz des Bogens bei Kindern mit Mutismus beantworten lassen.
Workshop 3
Dr. Claudia Wirts (Institut für Frühpädagogik Bayern): Beobachtung und was dann? Planung sprachlicher Bildungsaktivitäten leicht gemacht!
Beobachtung ist in Kindertageseinrichtungen ein wichtiges Instrument, um Kinder in ihrer Entwicklung angemessen unterstützen zu können. Aktuelle Forschung zeigt, dass Beobachtungsergebnisse in der Regel für Elterngespräche und für ein besseres Verständnis der kindlichen Entwicklung genutzt werden, aber noch seltener für die systematische pädagogische Planung. Im Workshop ging es darum, wie man Beobachtungsergebnisse effektiv für die sprachliche Förderplanung nutzt. Nach einer kurzen Einführung von Kriterien für gute Planungs- und Förderprozesse wurde die App "Sprachspiele mit BiSS" praktisch an Fallbeispielen zu erprobt. Mehr Informationen dazu finden Sie unter www.sprachspiele-biss.de.
Workshop 4
Sibylle Haas: Lerngeschichten für Erwachsene - sie sind mehr als nur ein Beobachtungsinstrument
In den letzten Jahren haben die (Bildungs- und) Lerngeschichten in Deutschland immer mehr begeisterte Anhänger/-innen gefunden. Sie helfen Kindern und Pädagogen,
Bildungsprozesse zu verstehen und stärken das Selbstbild sowie die Selbstwirksamkeit der Kinder. Lerngeschichten basieren auf einem ganzheitlichen Bild von Lernen im sozialen Kontext. Die
Maori, die ersten Einwohner Neuseelands, haben nur einen Begriff für Lehren und Lernen: ako!
In diesem Workshop haben sich die Referentin und die Teilnehmer/-innen mit der Frage auseinander gesetzt, wie Lehrende und Lernende gemeinsam von einer Form der Beobachtung und Dokumentation
profitieren können. Wenn Erwachsene die Wirksamkeit von Lerngeschichten selbst erleben, werden sie leichter und engagierter dazu in die Lage versetzt, dieses hilfreiche „Lebensmittel“ für Kinder
anzuwenden.
Workshop 5
Prof. Christian W. Glück & Katharina Kluge (Universität Leipzig): Diagnostik semantisch-lexikalischer Fähigkeiten mit dem WWT 6-10 und Aufgaben zum Schnellbenennen
Ausgehend vom diagnostischen Modell für die Erfassung semantisch-lexikalischer Fähigkeiten von Kindern wurde gezeigt, welche diagnostischen Fragestellungen mit dem Wortschatz- und Wortfindungstest 6-10 und mit Aufgaben zum Schnellbenennen verfolgt werden können. Außerdem erfolgte eine kurze Einführung in diese diagnostischen Verfahren - beim WWT 6-10 in die Nutzung der PC-Software. Anhand von Fallbeispielen wurde wir die Interpretation der Testergebnisse besprochen.
Workshop 6
Carina Krause (BBW-Leipzig & Universität Leipzig): Tabletgestützte Sprachprofildiagnostik mit dem Leipziger Sprachinstrumentarium Jugend LSI.J
In diesem Workshop wurde das Leipziger Sprachinstrumentarium Jugend (LSI.J) in der praktischen Anwendung vorgestellt. Das LSI.J bildet die rezeptiven sprachlichen Fähigkeiten von Jugendlichen mehrdimensional ab. Das Erkennen von rezeptiven Sprachproblemen ist in dieser Altersgruppe nicht leicht, denn junge Erwachsene mit entwicklungsbedingten Sprach(verarbeitungs)störungen haben Kompensationsstrategien entwickelt. Zudem kann man den Verdacht auf eine rezeptive Sprachstörung schlecht verifizieren, da normierte Diagnostikinstrumente für das auditive Sprachverstehen von Jugendlichen bislang fehlten. Das Leipziger Sprachinstrumentarium Jugend (LSI.J) verkleinert diese diagnostische Lücke.
Der Workshop führte anhand eines Fallbeispiels durch 10 Testverfahren aus 5 Bereichen des Sprachverstehens. Die Tests und ihre Anwendungsmöglichkeiten wurden diskutiert und die Ergebnisse der Kasuistik gemeinsam interpretiert.
Digitale Aussteller
Da der Wechsel in den digitalen Raum auch für unsere geplante Aussteller stattfinden musste, konnten sie sich auf unserer Ausstellerseite virtuell "aufstellen". Hier hatten die Teilnehmer/-innen des LFS die Möglichkeit, die Inhalte und Angebote der verschiedenen Akteure einzusehen.
Wir, das Team des Landeskompetenzzentrums zur Sprachförderung an Kindertageseinrichtungen in Sachsen (LakoS), danken allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern.
Wir freuen uns, alle beim 10. LFS 2021 begrüßen zu können - vielleicht auch schon vorher bei Fortbildungen, in Netzwerktreffen oder im gemeinsamen Austausch auf anderen Wegen.
Bildrechte: (c) Verein Sprache und Kommunikation e. V.
Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.
Das Landeskompetenzzentrum zur sprachlichen Bildung und Förderung befindet sich in Trägerschaft des Vereins zur Förderung von Sprache und Kommunikation e. V.
Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.