Newsletter 01/2023: Praxistipp - Brückenschlagen von der Innen- zur Außenwelt

Manchen Kindern fällt es schwer, Gefühle auszuhalten und differenziert wahrzunehmen. Besonders traumatisierte und hochbelastete Kinder benötigen professionellen Unterstützungsbedarf in ihrer emotional-sozialen Entwicklung. Pädagog/-innen, die in der Traumapädagogik geschult sind, können diese Kinder dabei unterstützen, einen Abstand zwischen den belastenden Gefühlen und dem traumatischen Erlebnis zu schaffen.

 

Im ersten Schritt ist für die Entwicklung einer eigenständigen Emotionsregulation notwendig, die Wahrnehmung der eigenen Gefühle zu fördern. Ein Mittel zum Zweck sind Skalierungstechniken. Nehmen Sie beispielsweise ein Behältnis oder einen Luftballon. Das Kind hat nun die Möglichkeit, mit Sand, Reis, Linsen, Luft etc. die Intensität eines Gefühls darzustellen. Damit bekommt das Gefühl eine Gestalt, die ertastbar ist. Die pädagogische Fachkraft kann den Vorgang durch handlungsbegleitendes Sprechen zusätzlich anleiten und begleiten.

 

Darauf aufbauende Vorgehen sind situationsspezifisch. Hat das Kind das Bedürfnis, über seine Gefühlswelt zu sprechen, gehen Sie mit ihm in den Dialog. Genauso ist es in Ordnung, die Intensität des Gefühls einfach anzunehmen. Wiederholen Sie die Übung regelmäßig, um Veränderungen oder gleichbleibende Gefühlsintensitäten zu realisieren.

 

Generell können Skalierungstechniken auch mit nicht-traumatisierten Kindern durchgeführt werden, um Gefühle zu benennen, zu verdeutlichen und zu (be-)achten. In routinierter Form wäre eine Gefühlsskala denkbar, mithilfe welcher die Kinder ihre allgemeine Stimmung am aktuellen Tag kommunizieren. Diese kann sich am Eingangsbereich eines Zimmers befinden und selbstständig von den Kindern eingestellt werden oder die Skala wird in einer Gruppenaktivität, wie z. B. dem Morgenkreis, eingesetzt. Die aktuelle Stimmungslage kann als Anlass dienen, um mit den Kindern über ihre Gefühle ins Gespräch zu kommen oder auch pädagogische Angebote anzupassen.

 

Der gestalterischen Umsetzung sind keine Grenzen gesetzt. Ob die Kinder ihre Bilder/ Namen zu Bildkarten zuordnen oder ob sie ihren Namen auf einer Skala positionieren, kann in der Gruppe bestimmt werden. Im Vorschulbereich können Sie die Entwicklung einer Gefühlsskala/-ampel mit den Kindern gemeinsam gestalten.

 

 

Quelle: vgl. TiK-Kompakt (Traumapädagogik in der frühen Kindheit) (2023). Externalisierung – Der hilfreiche Umgang mit Emotionen Ausgabe 10. https://tik-sh.de/doks/tik-kompakt-reihe/10_TiK-Broschuere_Kummerkoenig.pdf