Unter Selbstwirksamkeit versteht man „die Einschätzung eines Menschen zur Wirksamkeit des eigenen Verhaltens, eigener Gedanken und Gefühle beim Erreichen erwünschter Ziele“ [1].
Es handelt sich um eine subjektive Überzeugung, die von Person zu Person unterschiedlich ausfällt. Dabei geht es um die Überzeugung, Gewissheit oder den Glauben, aufgrund von eigenen Fähigkeiten etwas erreichen zu können, also wirksam zu sein.
Der Begriff der Selbstwirksamkeit geht auf die sozial-kognitive Lerntheorie von Albert Bandura zurück [2]. Laut ihm beeinflusst die eigene Selbstwirksamkeit unser Denken und Handeln maßgeblich.
Aus Erfahrungen eigener Selbstwirksamkeit („Ich hab’s geschafft!“) werden mit der Zeit Selbstwirksamkeitserwartungen („Ich glaube, das schaff’ ich!“). Personen mit positiven Selbstwirksamkeitserwartungen trauen sich eher zu, Herausforderungen anzunehmen, Neues auszuprobieren oder sich anzustrengen. Deshalb wird der Selbstwirksamkeit eine große Bedeutung für die Motivation und Resilienz zugeschrieben. Denn, wenn man nicht erwartet, dass die eigenen Handlungen etwas bewirken, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass man etwas versucht, riskiert oder an etwas dranbleibt.
Albert Bandura beschreibt verschiedene Quellen der Selbstwirksamkeit. Die eigenen Erfahrungen, etwas aus eigener Kraft bzw. Kompetenz geschafft zu haben (Mastery Erfahrungen), nehmen dabei den wichtigsten Platz ein. Aber auch das Lernen am Modell oder verbale Rückmeldungen fließen in die Wahrnehmung der eigenen Selbstwirksamkeit ein.
Die Selbstwirksamkeit kann für verschiedene Bereiche des Lebens unterschiedlich ausgeprägt sein. Sie differenziert sich im Laufe der Entwicklung immer weiter aus und neue Selbstwirksamkeitserfahrungen können in jedem Lebensabschnitt und -alter gemacht werden. So kann zum Beispiel im Erwachsenenalter zwischen der berufsbezogenen Selbstwirksamkeit (die Überzeugung berufliche Anforderungen meistern zu können) und einer allgemeinen Selbstwirksamkeit hinsichtlich der Bewältigung genereller Anforderungen im Leben unterschieden werden.
Doch auch Kinder können ihre Selbstwirksamkeit in verschiedenen Bereichen unterschiedlich bewerten. So kann z. B. zwischen der Überzeugung, motorische Aufgaben bzw. Geschicklichkeitsaufgaben lösen zu können, von der Überzeugung, kommunikative Anforderungen meistern zu können, unterschieden werden.
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Quellen:
1 Siegler, R S., Neuser-von Oettingen, K., Grabowski, J., Schönfeldt, E., & Pauen, S. (2016). Entwicklungs-
psychologie im Kindes- und Jugendalter (4. Auflage). Berlin: Springer. (S.)
2 Bandura, A. (1997). Self-efficacy: The exercise of control. New York: W.H. Freeman and Company.
Müller, E. (2012). "Ich kann das". Selbstwirksamkeit bei Kindern fördern. kindergarten heute. Das
Leitungsheft, 2, S. 4-9.
Schwarzer, R. & Jerusalem, M. (2002). Das Konzept der Selbstwirksamkeit. In: M. Jerusalem & D. Hopf
(Hrsg.), Selbstwirksamkeit und Motivationsprozesse in Bildungsinstitutionen. Zeitschrift für
Pädagogik, Beiheft 44 (S. 28-53). Weinheim : Beltz.
Wustmann, C. (2005). DIe Blickrichtung der neueren Resilienzforschung. Wie Kinder Lebens-
belastungen bewältigen. Zeitschrift für Pädagogik, 51, S. 192-206.