Wie hängen Sprach- und Spielentwicklung zusammen? Was können Kinder beim Spielen lernen?
Gemeinsame Spielhandlungen regen zu sozialen Interaktionen an, denen eine große Bedeutung für den Spracherwerb beigemessen wird. Jüngere Kinder koordinieren das gemeinsame Spiel hauptsächlich über nonverbale Signale, indem sie etwa über Blickkontakt oder Körperhaltung zum Spiel auffordern. Mit zunehmendem Alter der Kinder finden besonders im gemeinsamen Symbol- und Rollenspiel sehr viele Dialoge statt. Die Kinder handeln dabei untereinander Rollen und Spielbedingungen aus, konstruieren Bedeutungen auf der Wirklichkeitsebene des Spiels, verständigen sich über den Spielverlauf und tauschen Erfahrungen, Ideen und Gedanken aus. Diese Meta-Kommunikation über das Spiel stellt hohe sprachliche und kommunikativ-pragmatische Anforderungen an das Kind. Das soziale Spiel mit Gleichaltrigen wie auch Erwachsenen birgt somit durch die vielen Gelegenheiten zur Interaktion und zum Dialog ein großes sprachförderliches Potenzial.
Das eigenaktive Spiel ist von einer hohen intrinsischen Motivation geprägt und mit positiven Emotionen verbunden. Dies sind förderliche Aspekte für nachhaltiges Lernen im Allgemeinen, was gleichermaßen für das sprachliche Lernen gilt. Die Kinder können das Spiel als Schutzraum auf einer anderen Wirklichkeitsebene wahrnehmen, in denen sie sich ungestörter als in der Realität trauen, Risiken einzugehen und Fähigkeiten zu erproben. Sie erleben sich als kompetent und selbstwirksam und sind somit gestärkt für die Herausforderungen der Zone der nächsten Entwicklung.
Das Explorations- und Funktionsspiel ist wichtig für die Begriffsbildung. Kinder erkunden Gegenstände unter anderem, indem sie sie anfassen, mit ihnen auf etwas klopfen, herunterwerfen, in den Mund nehmen oder deren Funktion ausprobieren. Durch diese wiederholte Manipulation von Objekten lernen sie Merkmale dieser Gegenstände, wie beispielsweise die Beschaffenheit und Funktionalität, sowie Ursache-Wirkungsbeziehungen kennen. All diese Merkmale werden vom Kind zu einem Konzept verknüpft. Kinder bauen mit der Zeit immer mehr Konzepte auf und verknüpfen sie auf Grundlage von Gemeinsamen und Unterschieden miteinander (Kategorienbildung). So können sie immer verlässlichere Vorstellungen von den Gegenständen abspeichern. Dies ist die Voraussetzung dafür, diese selbst erarbeiteten Konzepte mit Wörtern zu verknüpfen.
Für diese Verknüpfung von Sprache mit Konzepten stellt das Symbolspiel eine wichtige Brücke dar. In dieser Spielform werden oft Gegenstände verwendet, die für etwas anderes stehen (z. B. ein Holzklotz steht für ein Flugzeug) oder Kinder tun so, als ob sie etwas machen würden. Diese Gegenstände und Handlungen, die für etwas anderes stehen, sind Symbole - genau wie Sprache auch. Wörter stehen für Gegenstände oder abstrakte Konzepte. Diese repräsentative Funktion von Sprache, nämlich, dass Sprache für etwas steht, müssen Kinder beim Einstieg in die Sprachentwicklung verstehen. Hierfür bietet das Fantasiespiel einen wichtigen Lernkontext für die symbolische und somit auch die sprachliche Entwicklung. Das Fantasiespiel hilft zudem bei der Entwicklung von narrativen Kompetenzen, also der Erzählfähigkeit, denn eine ausagierte Geschichte in Form eines Rollenspiels ist in ihrer Struktur ähnlich zu einer erzählten Geschichte.
Nicht zuletzt bieten sich je nach Altersgruppe verschiedene Reim-, Sing- und Sprachspiele an. Hier wird die Sprache selbst zum Gegenstand des Spiels. Damit wird die Aufmerksamkeit auf den lautlichen und rhythmischen Aspekt der Sprache gelenkt und somit die phonologische Bewusstheit und metalinguistische Fähigkeiten gefördert.
Quellen:
Hauser, B. (2013). Spielen. Frühes Lernen in Familie, Krippe und Kindergarten. Stuttgart: Kohlhammer.
Zollinger, B. (2010). Die Entdeckung der Sprache. Pädiatrie up2date, 5(3): 279-294.
Lillard, A., Lerner, M., Hopkins, E., Dore, R., Smith, E. & Palmquist, C. (2012). The Impact of Pretend Play on Children's Development: A Review of the Evidence. Psychological Bulletin.
Weltzien, D. (Hrsg.) (2013): Das Spiel des Kindes. Freiburg: Herder.