Digitale Medien sind aus unserem privaten und beruflichen Leben nicht mehr wegzudenken und auch Kinder nutzen verschiedene digitale Inhalte schon fast selbstverständlich.
Aus dieser neuen Lebenswirklichkeit erwachsen Aufgaben und Chancen für jene, die mit Kindern arbeiten und ihre Entwicklungsschritte begleiten und unterstützen.
Auf dieser Grundlage möchten wir Ihnen im Rahmen dieses Schwerpunktthemas Anregungen und Informationen zur medienpädagogischen Arbeit in der Kita geben.
Die Zusammenstellung zum Schwerpunktthema fand 2018 statt. Für aktuelle Informationen werden Sie bei www.kita-dialogital.de fündig!
Tablets in der Kita einsetzen
Der Einsatz von digitalen Medien in der Kita kann auf verschiedenen Ebenen erfolgen:
- Medien als Lerngegenstand selbst: Der Einbezug von digitalen Medien in der Kita bietet die Chance, Kinder auf Ihrem Weg zur Medienkompetenz zu unterstützen. Um beispielweise die Dimension der Medienkritik zu fördern, kann das Thema Werbung und verschiedene Absichten hinter bestimmten Medienangeboten explizit thematisiert werden (z. B. Medienführerschein).
- Medien als Werkzeug in Bildungssituationen für die Umsetzung pädagogischer Ziele: Digitale Medien können, wie beispielweise Bilderbücher auch, als Sprech- und Interaktionsanlass dienen. Sie können zudem die Lernmotivation erhöhen, indem sie dem Kind abwechslungsreiche Zugänge zu verschiedenen Themen bieten und sich an der Lebenswelt der Kinder orientieren. (Übrigens: Auch hier lernen Kinder neben dem eigentlichen Lernziel implizit die Funktionsweise und den Umgang mit Medien kennen. Und durch den routinierten Gebrauch und dem damit einhergehenden Verzicht, sobald die Aktivität wieder vorbei ist, können Kinder lernen mit einem eventuellen Suchtpotenzial von Medien umzugehen.)
- Medien auf administrativer Ebene: Der Einsatz von digitalen Medien für beispielsweise die Dienstplanerstellung oder Portfolioarbeit kann die Abläufe im Kita-Alltag erleichtern.
Der Fokus des folgenden Praxistipps liegt auf dem Einsatz von digitalen Medien als Werkzeug für verschiedene (sprachliche) Bildungssituationen. Als beispielhaftes Medium wurde das Tablet ausgewählt, da es Funktionen vieler anderer Medien vereint (z. B. Kamera, Tonaufnahme, Suchmaschine).
Voraussetzungen für die Arbeit mit Tablets sind, dass die Kinder bei ihrer Nutzung pädagogisch begleitet werden sollten, dass für Sicherheitseinstellungen am Tablet gesorgt wird und dass sie nur für pädagogische Ziele eingesetzt werden. Zudem sind sie als ergänzendes und bereicherndes Mittel zu sehen, das nicht andere Bildungsangebote oder analoge Medien verdrängt1.
Praxisbeispiel: Nutzung der Kamera
Die integrierte Kamera eines Tablets lässt sich sehr vielfältig einsetzen. Beispielsweise können Kinder im Garten als kleine Forschende auf Entdeckungsreise
gehen und ihre Funde fotografieren. Diese können später in der Gruppe, mit einzelnen anderen Kindern und oder mit der pädagogischen Fachkraft besprochen werden und dienen so als Dialoganlass.
Diese können ausgedruckt und aufgehängt oder in das Portfolio des Kindes geklebt werden. Ein schönes Projekt ist es, die Kinder über einige Wochen das Mittagessen fotografieren zu lassen und
die gemachten Fotos auszudrucken. Nach einer gewissen Zeit sind die häufigsten Gerichte fotografiert und man kann am Anfang der Woche oder des Tages einen Speiseplan in Form von Fotos
aufhängen². Für ältere Kinder sind verschiedene Videoprojekte spannend, in denen sehr viel Kreativität gefordert ist. Es kann beispielsweise ein Stop-Motion-Film gedreht werden, der aus
vielen einzelnen Fotos zusammengesetzt wird. Dafür muss man die Akteure im Film, z. B. Spielfiguren (Lego, Knete, …), Tiere oder Autos, nach jedem Bild etwas bewegen und erneut ein Bild
schießen. Am Ende werden die einzelnen Bilder schnell hintereinander zu einem Video zusammengefügt. Benötigt werden ein kleines Stativ und eine passende App, wie z.B. Stop Motion
Studio.
Zentral ist hierbei, dass die gemeinsame Betrachtung dialogisch gestaltet ist und
nicht als reines Vorlesen bzw. Anhören der Erzählstimme durchgeführt wird. Die enthaltenen interaktiven Elemente, Ton- und Geräuschaufnahmen, Spiele oder Animationen können sinnvoll
integriert werden oder als Einstieg bzw. Anschlussaktivität genutzt werden. Zusätzlich bringen sie ein gewisses Ablenkungspotential mit sich. Deshalb ist es wichtig, sich mit den
einzelnen Apps im Vorhinein gut auseinanderzusetzen. So kann die Qualität der Apps eingeschätzt werden und für verschiedene Zielgruppen und Situationen passend ausgewählt werden. Im
Vorhinein sollte ebenfalls vorbereitet werden, welche Funktionen auf welche Art und Weise in die Situation eingebaut werden und welche deaktiviert werden (z. B. die Vorlesestimme). Ein
Leitfaden
der Stiftung Lesen bietet hilfreiche Informationen und Ideen zur Vorbereitung und zum Einsatz von Bilderbuch-Apps. In einer Ideensammlung
werden zudem einzelne Apps und deren Funktionen beispielhaft vorgestellt und konkrete Vorschläge zu deren Einsatz gegeben.
Für weitere Anregungen empfehlen wir die Datenbank „Apps für Kinder“ vom Deutschen Jugendinstitut und die Broschüre „Tablets im Einsatz“ der Stadt München. Auch die Webseiten „Ran an Maus & Tablet“ und die Initiative Medienkindergarten bieten viele Anregungen und Praxistipps.