1x1 der Fachbegriffe: Anti-Bias-Ansatz

 

Der Anti-Bias-Ansatz wurde von Louise Derman-Sparks Ende der 1980er Jahre in den USA für die vorschulische Bildung entwickelt und beinhaltet Wege zur vorurteilsfreien Erziehung. Das Anliegen des Ansatzes ist eine aktive Auseinandersetzung mit Stereotypisierungen und Vorurteilen und damit die frühzeitige Verhinderung von Diskriminierungen und Hierarchisierung. Schon in diesem frühen Lebensalter sollen Kinder dazu befähigt werden, „dass sie die beschriebenen Verstehens- und Deutungsmuster von sich selbst und von ihrer Umwelt nicht unreflektiert in Form von ‚Vor-Vorurteilen‘ übernehmen.“ (Gramelt, 2010, S.103)

 

Der Anti-Bias-Ansatz umfasst folgende vier Ziele:

 

1.       Entwicklung eines starken Selbstbewusstseins / Ich-Identität

2.       Entwicklung von Empathie durch aktive Erfahrung mit Unterschiedlichkeit

3.       Entwicklung von kritischem Denken, Ungerechtigkeitsempfinden und      

          Kommunikationskompetenz

4.       Entwicklung der Fähigkeit, für sich und andere gegen Diskriminierung einzustehen

 

(vgl. Gramelt , 2010, S.103 ff.).

 

Louise Derman-Sparks weist in Bezug auf die konkrete Umsetzung des Ansatzes vor allem auf folgende Aspekte hin:

 

Raumgestaltung: Die Räume sollen die (kulturelle) Vielfalt der Kinder und ihrer Familien widerspiegeln und so schon in der Kita die gesellschaftliche Vielfalt verdeutlichen. Die Kinder sollen eingeladen werden, sich zu beteiligen und so erfahren, dass jedes Kind wichtig für das Miteinander ist. Sinnvoll kann beispielsweise eine Fotowand sein, an der Fotos von wichtigen Bezugspersonen der Kinder vorkommen. Die Kinder können darüber ins Gespräch kommen und sich über ihr Familienleben austauschen. Wichtig dabei ist aber, dass kein Kind bloßgestellt wird: Kein Kind muss als Stereotyp für seine Kultur herhalten! (vgl. Gramelt 2010, S. 109)

 

Zusammenstellung der Materialien: Auch in Spielecken sollte sich die Vielfalt in der Kita wiederfinden, beispielsweise bei Puppen unterschiedlicher Haut-, Haar- und Augenfarbe, mit und ohne Behinderung. Sinnvoll sind außerdem Aushänge und Raumbezeichnungen in verschiedenen Sprachen: Eltern erfahren so, dass ihre Herkunftssprachen wahrgenommen werden und Wertschätzung erfahren. Ideal sind außerdem Bücher, die unterschiedlichste Lebensweisen zeigen und Geschlechterstereotypen vermeiden. (vgl. Gramelt 2010, S. 110)

 

Kommunikation mit den Kindern: Hierbei geht es zum Beispiel um Lieder, die gemeinsam mit den Kindern gesungen werden oder Geschichten, die erzählt werden. Auch diese können spielerisch Vielfalt verdeutlichen und zum Gespräch darüber anregen. (vgl. Gramelt 2010, S. 111)

 

Eine wichtige Rolle spielt im Anti-Bias-Ansatz auch die Zusammenarbeit mit den Eltern.

 

Im deutschsprachigen Raum wurde der Anti-Bias-Ansatz vor allem von der Berliner Fachstelle Kinderwelten für Vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung (ista) aufgegriffen und für die Situation in Deutschland adaptiert. Auf der Website der Fachstelle finden sich zahlreiche Veröffentlichungen und praktische Vorschläge zur Umsetzung der Aspekte des Anti-Bias- Approaches.

 

 

Quellen:

 

Gramelt, Katja (2010): Der Anti-Bias-Ansatz. Zu Konzept und Praxis einer Pädagogik für den Umgang mit (kultureller) Vielfalt. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

 

http://www.situationsansatz.de/fachstelle-kinderwelten.html